Sonntag, 3. Januar 2010

Gesinnungen am Beispiel im Film: König Artus

Heute muss ich noch einen weiteren Kommentar zu Gesinnungen abgeben. Wir haben gerade (mal wieder) König Artus auf DVD geschaut und dabei ist mir wieder bewusst geworden, dass Gesinnungen für mich einfach bestens funktionieren. Warum?

Schauen wir uns mal dir Protagonisten und meine Einschätzung ihrer Gesinnungen an.

Artorius ist trivial: So Rechtschaffen/Gut wie es nur geht. Er lebt für die Schwachen, verschont Feinde, ist mitfühlend und opfert sich bedingungslos auf. Und kaum ist sein Ideal "Rom" gestorben, baut er sein eigenes Ideal. Gäbe es in der dargestellten Welt wirklich Götter und Magie, wäre Artorius sicher ein Paladin - bis auf die fehlenden Wunder stellt er den für mich überzeugend dar. In Hexer & Helden würde ich ihn aber als Ritter ansehen - den einzigen übrigens von den "guten Hauptfiguren", die anderen sind für mich klassische Krieger.

Dann Marcus, der Römer, der gerettet werden soll. Für mich entweder Neutral/Böse oder Chaotisch/Böse. Er lebt nicht lang genug für eine abschließende Bewertung ;-) Ziemlich deutlich ist aber, dass seine eigenen Interessen ihm einzig wichtig sind. Und er Leben keinen Wert beimisst, was man leicht daran sehen kann, wie er seine Leibeigenen behandelt und gnadenlos bestraft und auch versucht, das Leben eines Kindes als Faustpfand zu verwenden. Zudem folgt er nicht wirklich römischer Autorität und missachtet Anweisungen seiner Herren beliebig... sogar soweit gehend, dass er seinen Sohn - den zukünftigen Papst - beliebig in Gefahr bringt.

Kommen wir mal zu den Rittern der Tafelrunde. Die meisten sind nicht ausreichend detailliert charakterisiert, um präzise Gesinnungsrückschlüsse zu erlauben. Ich würde sie überwiegend für Neutral/Gut (Lancelot), Rechtschaffen/Neutral (Bors & Co.) oder Neutral halten. Aber sie kennen Freundschaft, Mut und Ehre und handeln entsprechend.

Dann mal ein paar Gegner - nämlich die Sachsen. Sowohl Cerdic (der Anführer der Sachsen) als auch Cymric (sein Sohn, dargestellt von Til Schweiger) sind für mich Rechtschaffen/Böse. Warum? Beide gehen sehr diszipliniert und gemäß einer strengen Befehlshierarchie vor, an die sich insbesondere auch Cymric trotz eher schlechter Behandung und zu seinem Nachteil hält. Die Armee ist gut organisiert und gedrillt. Loyalität und Gehorsam funktionieren auch im Angesicht des Todes. Sie folgen einem strengen Codex ("wir mischen unser Blut nicht mit den Kelten", usw.) Definitiv "Rechtschaffen". Und "Böse" statt "nur eine andere kulturelle Auffassung"? Cerdic ist übermäßig gnadenlos. Gefangene werden nicht mal zur Unterhaltung gemacht ("Tötet die Frau"), Dörfer werden ausradiert und Versagen wir ausnahmslos mit dem Tode bestraft. Und er opfert auch eigene Männer beliebig und sei es nur zu Informationszwecken.

Und die Pikten...? Ich würde sie im Wesentlichen für Neutral halten (was gut zu den Druiden passt). Sie wollen in Freiheit leben, kämpfen mit der nötigen Härte und begegnen ihren Feinden so, wie diesen ihnen begegnen. Und sind sich nicht zu schade, sich mit ehemaligen Feinden wie Artorius zu verbünden, wenn es ihrem höheren Ziel dient. Wenn sie kämpfen, kämpfen sie ohne Schnörkel und mit der nötigen Härte. Insgesamt für mich sehr ausgeglichen.

Und all' das könnte ich sehr gut mit dem trivialen H&H- (und D&D-)Gesinnungssystem ausdrücken, wenn ich den Film als Kampagne oder Abenteuer vorbereiten würde. Meine Notizen hätten in etwa so ausgesehen:

  • Artorius (römischer Ritter, G: RG)
  • Marcus (römischer Adeliger, G: NB)
  • Ritter der Tafelrunde (loyale samitische Ritter, G: RN bis NG)
  • Sachsen (G: RB)
  • Pikten (G: N)

Und das hätte mir gereicht, um alle wesentlichen im Film gezeigten Verhaltensweisen auch genau so im Spiel zu repräsentieren.

Zum Schluss noch ein Kommentar zu dem Film: Beim ersten Schauen fand' ich ihn furchtbar, bei zweiten und dritten Mal habe ich einiges Nettes gefunden (nicht zuletzt Keira Knightley in ihrer begeisterten Art, die wilde Piktin zu spielen - man achte nur auf ihre Gesichtsausdruck im finalen Kampf gegen die Sachsen.... grrrrr;-). Nach dem vierten und fünften Mal mag ich den Film mittlerweile sehr wegen seiner klaren und starken (wenn auch nicht sonderlich tiefgehenden) Charakterzeichnung. Für eine Legende aus meiner Sicht aber ziemlich exzellent. Also: Schauen ;-) Und dann über die Abbildung in Hexer & Helden nachdenken, wie ich es getan habe. Ach ja - die historische Präzision des Films interessiert mich nicht die Bohne. Für mich ist das ein herrlicher Fantasy-Film. Insofern interessieren mich auch die meisten der 1-Punkte-Kritiken bei Amazon nicht... würde man aus den historischen Fakten einen Film machen, wäre man nach zwei Minuten am Ende. Da ist einfach zu wenig bis gar nichts...

Und in den nächsten Postings werde ich mal einige Hauptpersonen im H&H-Format aufschreiben...

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